Im Juni 2014 luden BandPro Munich, Red Digital Germany und CinePostproduction Berlin zum großen Optik - Testtag ein.
Am neuen Dragon - Sensor der Red Epic sollten rund 40 Cineobjektive auf die Ausleuchtung des größeren Bildfeldes von 34,52 mm Bilddiagonale, Schärfe, Flareverhalten, Look und Sichtbarkeit von
Objektivfehlern bei der Auflösung von 6k getestet werden.
Das Konzept entwickelten Vojtech Pokorny von BandPro und Lars Tredup von HandundFussFilm.
Ich durfte dabei sein.
Dazu erschien ein Artikel im Kameramann 08/2014
Besonderes interessierte uns, welche Objektive den Bildkreis des Dragon 6K Sensors voll abdecken, wo es zu den Rändern Qualitätsverluste geben würde und welche eben nur für Super 35 Sensoren gerechnet sind. Aber auch Auflösungsgrenzen und chromatische Aberration standen im Fokus unseres Interesses.
Gedreht wurde mit voller Sensorauflösung im Red RAW-Format 16bit mit 7:1-Kompression.
Die Projektion im Gradingkino der CinePostproduction erfolgte auf 4K der von 6K herunterskalierten ungegradeten RAW-Clips. Auf Wunsch konnten wir einen Ausschnitt des 6K-Bildes in der vollen Auflösung mit 4.096 x 2.160 Pixeln sehen.
Die Objektive wurden an einer Testchart und in 2 Szenen getestet. Am roten Billardtisch ging es vor allem um Reflexionen, Selbstleuchter im Bild und Farbverhalten. Bei der Szene am Fenster spielten hohe Kontraste und Lensflares eine stärkere Rolle.
Leider konnten wir nicht alle Objektive an beiden Sets einsetzen. Dazu war ein Testtag einfach zu knapp. Doch wann hat man mal eine solche Auswahl an verschiedenen Linsen vor der Kamera?
Die S5 Serie von Cooke stand uns leider nicht zur Verfügung.
Hier die Optiken, die uns zum Testen zur Verfügung standen:
Master Prime
Ultra Pirme Compact Prime CP2
Summicron-C
Summilux-C
High Speed MKI
High Speed MKIII
Otus
Cine Alta
Xenar
III
CN-E
Digi Prime +HDx35 II
T1.3
T1.9
T2.0
T1.4
T1.4
T2.0
T2.1
T1.6
Arri / Zeiss
Arri / Zeiss
Zeiss
Leica
Leica
Zeiss
Zeiss
Zeiss
Sony
Schneider
Canon
Zeiss
14 / 40 / 50 / 100
12(T2.0) / 24 / 50 / 100
15(T2.9) / 21(T2.9) / 25(T2.1) / 100(T2.1) / 135(T2.1)
18 / 25 / 35 / 50 / 75 / 100
35 / 100
35(T1.2) / 50(T1.3)
35(T1.3)
50
25 / 135
35 / 75
14(T3.1) / 50(T1.3) / 85(T1.3) / 135(T2.2)
40mm
Fujinon Cabrio
Fujinon
Angenieux Optimo
Angenieux Optimo
Angenieux Optimo
Zeiss Compact Zoom CZ.2
Canon
Canon
Canon
Cooke
Varotal
19-90
25-300
19,5-94
45-120
28-340
28-80
15,5-47
14,5-60
30-300
20-100
T2.9
T3.5
T2.4-2.6
T2.6-2.8
T2.9-3.2
T2.9
T2.8
T2.6
T2.95-3.7
T3.1
Hier ging es uns vor allem um Farbwiedergabe, Lichtquellen (Selbstleuchter) im Bild, Reflexionen, chromatische Aberration und
Bildfeldabdeckung.
Die Stills sind aus dem von 6K auf 4K gecroppten zusammengeschnittenen Demoreel, das bei Red Berlin, Band Pro oder Cine Postproduction angesehen werden kann.
Wichtig beim Vergleichen der Bilder:
Der Objektabstand ist nicht konstant, damit der Bildinhalt nach Möglichkeit gleich bleibt.
Bei den lichtstarken Objektiven treten mit offener Blende T1.4 erwartungsgemäß mehr Fehler als bei Blende T2.0 auf. Dabei schneiden die Leica Summilux-C sehr gut ab und haben zB. die geringsten chromatischen Aberrationen. Doch auch das Bild der Master Primes von Arri sieht wunderschön aus. Die älteren Objektive wie die Zeiss High Speed HS M III haben da natürlich mehr Fehler. Enttäuscht waren wir von den Schneider Xenar III, die durch starke chromatische Aberration auffielen. Leider konnten wir die neuen Schneider Xenon FF-Primes nicht testen, da bei den vorhandenen das Auflagemaß so verstellt war, dass wir sie nicht scharf gestellt bekamen. Die Sätze habe ich mir auf der Cinec dieses Jahr noch einmal daraufhin angesehen und konnte schon im Kamerasucher starke Aberration feststellen - bei beiden Sätzen. Das müßte man noch einmal gründlich testen.
Doch wie immer ist der Look und das individuelle Empfinden der ausschlaggebende Faktor, welches Objektiv man für seinen speziellen Zweck wählen sollte, zumal man chromatische Aberrationen an
einigen Gradingsystemen inzwischen auch rausrechnen kann. Und nicht immer ist trotz 6K Auflösung höchste Schärfeleistung wirklich von Vorteil. Bei Lomo gibt es jetzt einen Objektivsatz ganz ohne
Beschichtung. Fehler hin oder her - die Wirkung ist das Entscheidende.
Die Zooms schneiden im Vergleich zu den Festbrennweiten hervorragend ab und zeichnen sich durch Farbneutralität und geringe Fehler aus, erreichen mit ihren T2.8 aber nicht die Lichtstärke von Festbrennweiten. Und diese ein oder zwei Blenen "offener" machen eben dann oft den "Look" aus (geringere Tiefenschärfe).
Bei der Master Prime 14mm mit T1.4 gibt es auf einer der Glühlampen einen Fehler des Sensors. Dieser tritt typisch für CMOS-Sensoren immer mal wieder auf. Während des gesamten Tages ist dieser Fehler hier nur auf einem Einzelbild sichtbar.
Beim "heißen" Drehen müssen solche Probleme später in der Postproduktion ausgebessert werden.
Bei Brennweiten unter 16mm wird bei einigen Objektivreihen der große 6K-Sensor nicht mehr voll abgedeckt und das Bild wird zu den Rändern bereits stark abgedunkelt. Beim Ultra Prime 12mm entsteht ein Kasch. Hier kann man nicht die volle Sensorgröße nutzen.
Vorhergehende Test´s sind notwendig.
Wir waren besonders neugierig, was bei direkter Einstrahlung passiert, ob die Zooms über den gesamten Zoombereich die Blende halten können und wie stark das Bild beim Schärfeziehen
pumpt.
Zooms
Angenieux 28-340
- ein großes und schweres Objektiv mit einem ungeheuren Brennweitenbereich
- die Einstrahlung sind sehr schön und die offene Blende wird bis zum Schluss gehalten.
- sehr gute Abbildungsleistung.
Fujinon 25-300
- ebenso kein Lichtverlust bei voller Brennweite
- ein sehr guter Brennweitenbereich, allerdings dementsprechend schwer
- wenig Schärfepumpen
- sehr gute Abbildungsleistung.
Canon 30-300
- deckt den Sensor nicht voll ab, nur für S35 gerechnet!
- Lichtverlust am Ende bei langen Brennweiten
- Einstrahlungen ergeben einen leichten Grünstich
- wenig Schärfepumpen
Angenieux Optimo 19,5-94
- im Weitwinkelbereich bis ca 22mm leichter Kasch in den Ecken bei vollen 6K
- dunkelt ganz am Ende etwas ab
- bei Einstrahlungen entsteht ein deutlicherer Haloring, die Wirkung der Einstrahlung ist stärker
- mittelschweres Objektiv
- Schärfepumpen sehr schön und organisch
Fujinon Cabrio 19-90
- Einstrahlung sehr schön, läßt sie weich erscheinen
- minimaler Kasch ganz leicht im Weitwinkelbereich bei 6k
- Blende wird gehalten
- sehr organisches Schärfepumpen, Bildgröße bleibt nahezu erhalten
Zeiss CZ2 28-80
- bei direkten Einstrahlungen von Punktlichtquellen ergeben sich Strahlen wie bei einem Sternchenfilter
- kein Schärfepumpen
- sehr schönes kontrastreiches leicht kühleres Bild
Cooke Varotal 20-100
- ist wie das Canon 30-300 natürlich nur für S35 gerechnet
- aufgrund des Alters (ab 1974) ist die Vergütung nicht so hoch, starke Einstrahlungen mit kreisrunden Halos,
- prächtiges Farbenspiel, auch Pratikels im Bild ergeben Einstrahlungen und Halos
- schönes kontrastreiches Bild
- trotz des Alters gute Auflösung und Abbildungsleistung
Canon 14.5-60
- deckt den Sensor nicht voll ab. Nur für S35 gerechnet!
- Einstrahlungen ergeben einen leichten Grünstich.
- wenig Schärfepumpen
Festbrennweiten
Leica Summicron 50mm
Pumpen: Bildfeld ändert sich nicht
Einstrahlung: sehr weich und schön
Zeiss HS MK I 50mm
Pumpen: vernachlässigbar
Einstrahlung : stark, Oberflächenvergütung viel schlechter aufgrund des Alters
Schwärzen werden rötlich
sehr „emotionale“ Linse
Zeiss Otus 55mm
Pumpen: keins
Einstrahlung : kaum sichtbar
Schwärzen werden rötlich
CP2 15mm
Pumpen: keins
Einstrahlung : sehr schöne Lensflares, aber Punktlichtquellen ergeben Strahlen um die Lichtquelle
Canon 50mm
Pumpen: keins
Einstrahlung : sehr schöne Einstrahlungen, aber deutliche chromatische Aberration
Canon 135mm
Pumpen: keins
Einstrahlung : sehr schöne Einstrahlung
ein sehr schönes Objektiv
ohne chromatische Aberration
Canon 14mm
Pumpen: keins
Einstrahlung : schöne Lenseflares
aber auch hier zu den Rändern hin Probleme mit chromatischer Aberration
Schärfepumpen